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Feb
1

Torbjörn Svensson – Taub, blind und Golfspieler

Er ist sowohl taub als auch blind - dennoch liebt er Golf. Erfahren Sie mehr über Torbjörn Svenssons erstaunlichen Golf-Enthusiasmus und sein Leben mit dem Usher-Syndrom.

Stellen Sie sich den herrlichen Anblick vor, wie der Ball nach dem Abschlag in einem eleganten Bogen in den tiefblauen Sommerhimmel abhebt. Ein Anblick, den Torbjörn Svensson noch nie gesehen hat, da er blind ist.

Stellen Sie sich das angenehme Gefühl vor, wenn Sie den Ball treffen und der Klang des Schlägers Ihnen verrät, dass der Schlag absolut perfekt war. Ein Klang, den Torbjörn Svensson noch nie gehört hat, da er taub ist.

Stellen Sie sich vor, dass Sie über dem Ball stehen und wissen, dass Sie sicher stehen und völlige Kontrolle haben. Ein Gefühl, das Torbjörn Svensson nie erlebt hat, da sein Gleichgewichtssinn schlecht ist und er auf uneben Flächen leicht stolpert.

Und trotzdem liebt er Golf.

„Als ich es zum ersten Mal ausprobiert habe, hat es mir gleich Spaß gemacht. Besonders motiviert hat mich das Ziel, in etwas zu erfolgreich zu sein, was man mir eigentlich nicht zutrauen würde.“

Es ist so unwahrscheinlich, wie eine romantische Anziehung, die plötzlich erwidert wird. Trotz seiner Einschränkungen hat Svensson bereits ein Handicap unter 30 – nur zwei Jahre, nachdem er zum ersten Mal einen Golfschläger in der Hand hielt.

Noch vor acht Jahren arbeitete Torbjörn Svensson als LKW-Fahrer und fuhr in seiner Freizeit Motorrad. Er liebte die Freiheit auf den Straßen und führte trotz einer Hörbeeinträchtigung, die er seit seiner Geburt hatte, ein gutes Leben. Aber eines Tages stellte er fest, dass etwas mit einem seiner Augen nicht in Ordnung war, und sein Zustand verschlechterte sich schnell. Sein Sichtfeld wurde immer kleiner und nach kurzer Zeit war auch das andere Auge betroffen. Nach einer Weile wurde das Usher-Syndrom bei ihm diagnostiziert, eine sehr seltene Hör- und Sehbehinderung.

„Ich hatte ein freies, aktives Leben geführt. Aber plötzlich war ich völlig isoliert. Die Sehfähigkeit meines rechten Auges beträgt nur noch 5 %. Im Grunde genommen kann ich nur noch erkennen, ob es hell oder dunkel ist“, erklärt er.

Und er hat kein Problem damit, darüber zu sprechen.

Seine Sprache hat keinerlei Schaden genommen und er spricht frei über die Erfahrung, seinen Seh- und Hörsinn zu verlieren. Um zu kommunizieren, erhält er Unterstützung von zwei Gebärdendolmetschern, die Fragen auf seine Hände zeichnen und Reaktionen und Gesichtsausdrücke auf seinen Rücken. Die Dolmetscher sind wichtig, um mit der Außenwelt in Kontakt zu bleiben und die Isolation zu durchbrechen, aber sie sind keine Selbstverständlichkeit in seinem Leben.

„Der größte Schock für mich war es, mehr über die Gesellschaft, in der wir leben, zu erfahren. Die Unterstützung, die ich erwartet hatte, war einfach nicht da. Heutzutage habe ich ein Anrecht auf 24 Stunden Begleitung pro Monat, aber die meiste Zeit verbringe ich allein“, sagt Torbjörn Svensson.

Vor einigen Jahren versuchte er, die Öffentlichkeit über seine und die Situation anderer Menschen mit Behinderung aufmerksam zu machen. Hierfür stellte er sich zwei schier unmöglichen Herausforderungen. 2018 überquerte er im Kajak die Meerenge zwischen Helsingborg und Helsingør. 2019 fuhr er mit dem Tandem von Treriksröset nach Smygehuk.

„Die Motivation hinter meinen Aktionen war es, zu zeigen, dass wir alle den gleichen Wert haben – etwas, das unsere Gesellschaft als Ganzes begreifen muss. Meine Aktionen sollen auf diese Probleme aufmerksam machen“, erklärt er.

Diesen Sommer wartet die nächste Herausforderung auf ihn. Dieses Mal geht es um Golf.

Möchten Sie Golf ausprobieren?

Die E-Mail mit dieser Frage kam vom schwedischen Verband für Menschen mit Sehbehinderung, und da es im Zuge der COVID-19-Pandemie ohnehin nicht viel anderes zu tun gab, fand Torbjörn Svensson keinen Grund, der dagegen sprach.

Es war sofort eine positive Erfahrung für ihn.

„Es hat mich überrascht, dass ich den Ball überhaupt treffen konnte. Als man mich später fragte, ob ich nicht häufiger zum Golfplatz kommen wollte, ergriff ich die Chance. Und nachdem ich ein paar Runden absolviert hatte, war ich mir ganz sicher: Ich wollte es versuchen, auch wenn es schwierig war“, erklärte er.

Warum macht Ihnen Golf so viel Spaß?

„Spaß zu haben ist ganz natürlich für diesen Sport. Es fühlt sich gut an, draußen zu sein und sich der Herausforderung auf dem Golfplatz zu stellen. Es ist ein tolles Gefühl, den Ball richtig zu treffen, und dann vom Dolmetscher zu erfahren, wo er gelandet ist.“

Svensson wird von der erfahrenen Golferin Johanna Pyk-Jargård im Mölle Golf Club trainiert. Obwohl sie bereits seit vielen Jahren Golftrainerin ist, ist das Training mit Svensson eine ganz neue Erfahrung für sie.

„Es ist große Herausforderung, aber ich hatte selten so viel Spaß bei der Arbeit. Wenn er nicht ganz versteht, was ich erkläre, kann er meine Hüfte oder mein Bein berühren und so nachvollziehen, was ich gerade mache. Er ist außerordentlich gut darin, Informationen aufzunehmen“, sagt sie.

Golf hat Torbjörn Svensson auf die Idee einer neuen Herausforderung gebracht. In diesem Sommer wird er in 20 Tagen auf 18 unterschiedlichen Golfplätzen in Schweden spielen, von Stockholm bis Malmö.

„Darauf freue ich mich sehr. Besonders darauf, viele neue Leute zu treffen. Aber auch darauf, auf neuen Golfplätzen zu spielen.“

Tobias Bergman